LBRS e. V.
20.11.2020

Internationale Deutsche Meisterschaften im Paraschwimmen 2020 - Vier Sportler des LBRS  e.V. mit dabei.


34. Internationale Deutsche Meisterschaften im Paraschwimmen 2020 - vier Sportler vom LBRS mit dabei!

Mitten im Corona-Jahr 2020 glaubt man seinen Ohren nicht zu trauen, als es heißt, die 34. Internationalen Deutschen Meisterschaften im Schwimmen (idm) sollen im Oktober 2020 in Berlin durchgeführt/mit vier Monaten Verspätung nachgeholt werden. Seit dem Jahr 2000 findet diese Veranstaltung eigentlich stets im Juni statt, musste jedoch – wie so ziemlich alles ab Frühjahr dieses Jahres – ebenfalls abgesagt werden.

Schaute man neugierig geworden auf die Veranstaltungs-Webseite, wurde die Sache nebulöser. Einerseits sprang dem Leser ein für die idm im Para-Schwimmen ungewöhnliches Datum ins Auge 15. -18. Oktober (wenn auch ohne Jahresangabe), andererseits waren Unterlagen zum Wettkampf (Ausschreibung, WK-Reihenfolge, Pflichtzeiten etc.) nirgends zu finden. Wohl aber zahlreiche Wettkampf-Infos, Nachrichten und Berichte über neue Rekorde, die sich – ebenfalls ohne Jahresangabe – aber offenbar auf das Vorjahr bezogen, wie der aufmerksame Leser nach kurzer Zeit feststellen musste.

Ein Blick in die öffentlichen Medien im September zeigt allen Orts ansteigende Infektionszahlen, nachdem in allen Bundesländern die Sommerferienzeit vorüber war. Wohin man schaute, in fast allen Landesteilen, in allen Nachbarländern und weltweit (wir reden ja von einer stets gut besuchten internationalen Meisterschaft) deutlich nach oben zeigende Infektionskurven.

Und nicht zuletzt in Berlin, dem Austragungsort selbst, mehrere Stadtteile die mit "rot" als über den Grenzwerten liegend gekennzeichnet waren. Und wöchentlich wurden es mehr.

Da stellt sich die Frage, ob das Virus weiß, dass es, nachdem es schon mehrere Tage in den Stadtbezirken Berlin-Mitte und Kreuzberg-Friedrichshain für Einschränkungen im öffentl. Leben sorgte, nicht die B96a/Landsberger Allee überschreiten sollte, damit die Veranstaltung nicht zum zweiten Male abgesagt werden muss?

Dem potentiellen Teilnehmer der Wettkämpfe stellt sich die Frage, liegt mein Hotel im richtigen oder falschen Stadtteil? Ist dies nächste Woche auch noch so oder werden Beherbergungen dann in angrenzenden Stadteilen untersagt? Wie organisiere ich die Verpflegung meiner Sportler, wenn große Teile der Gastronomie die Schließung beauflagt wird?

Wie rasch ist das Virus mit der S-Bahn quer durch Berlin gereist und verbreitet sich eine paar Straßen weiter?

Fragen über Fragen ganz nach dem Motto "nix genaues weiß keiner nicht". Doch die Deadline des Meldetermins rückt unaufhaltsam näher!

Genauso fraglich ist, welche Leistungen können meine Sportler nach diesem völlig unplanbaren Jahr überhaupt abrufen und lohnt sich ein Start überhaupt? Durchweg trainieren durften – in den meisten Bundesländern – fast ausschließlich die Bundeskader. An manchen Trainingszentren jedoch auch Landeskader. Für Sportschüler war an vielen Einrichtungen ein, wenn auch eingeschränktes, aber doch fast durchgängiges Sporttreiben möglich. Nicht aber für den "Nicht-Kader" – den einfachen Vereinssportler, der keinem Leistungszentrum angehört. Sei es, weil es am Wohnort kein – auch für Para-Sportler – geeignetes Zentrum gibt, oder man gerade die Schule abgeschlossen hat, am neuen Ausbildungsort aber noch nichts geregelt werden konnte. Landesweit waren alle Universitäten und viele sonst. Einrichtungen geschlossen u.v.a.m.

Aber es gab sie, die die trotz aller Widrigkeiten im Frühjahr und Sommer 2020 im Rahmen der Möglichkeiten (fast) durchweg trainiert haben, um ihr Leistungsniveau zu halten bzw. auszubauen.

Aufregung, Adrenalin und körperliche Höchstbelastung spüren.

Die Paraschwimmer Viktor Schubert, Hannah Gollnisch, Philipp Gollnisch, und Yannick Eckart vom Leipziger Behinderten – und Reha-Sportverein e.V. (LBRS) durften dies nach langer wettkampfloser Zeit endlich (letzter Wettkampf im März 2020 die Sachsenmeisterschaften) wieder einmal „genießen“. Vom 15. - 18. Oktober nahmen die vier Sportler des LBRS an den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin teil, die eigentlich schon Mitte Juni hätten stattfinden sollen. Aber wie so viele andere Events im Frühjahr wurde der ursprüngliche Termin abgesagt. Im Oktober bot sich nun die Möglichkeit, den Wettkampf unter erschwerten Bedingungen doch noch stattfinden zu lassen.  Wo sich sonst vor allem zahlreiche internationale Top - Paraschwimmer tummeln, waren in diesem Jahr, bedingt durch das strikte Hygienekonzept der Veranstaltung (max. 400 Teilnehmer) und die aktuelle Pandemielage, wesentlich weniger Athleten am Start. Die nationale Elite im Erwachsenen- und Jugendbereich traf auf einzelne internationale Könner aus Ländern wie Brasilien, Spanien, Frankreich, Polen, Österreich, der Slowakei, der Tschechei oder der Schweiz. Trotz der geringeren Teilnehmerzahl war das sportliche Niveau der Veranstaltung als hoch einzuschätzen.  Die vier LBRS-Athleten absolvierten zusammen an vier Wettkampftagen 22 Einzelstarts in den Vorlaufabschnitten. Sie machten hierbei ihre Sache wirklich gut, denn jeder Sportler konnte mehrere persönliche Bestzeiten aufstellen. Insgesamt war das fünfzehnmal der Fall, was nüchtern betrachtet für eine Deutsche Meisterschaft keine besonders hohe Quote ist. Angesichts des frühen Zeitpunktes der Wettkampfsaison und des teilweise fehlenden Trainings (Frühjahr, insbesondere Wassertraining im Sommer) sind diese Leistungen jedoch bemerkenswert positiv!  Beispielsweise konnte Sportschüler Yannick Eckart vormittags bei insgesamt acht Starts fünfmal mit Bestzeit das Wasser verlassen. Viermal qualifizierte er sich für einen Finallauf am Nachmittag. In der Wertung der deutschen Jugendsportler konnte Yannick im Finale über 50m Freistil und über 50m Brust jeweils einen hervorragenden 4. Platz erkämpfen.

Neu im IDM – Team 2020 war Youngster Philipp Gollnisch. Der erst 12-jährige Sportler erlebte eine persönlich erfolgreiche Premiere bei der IDM. In jedem seiner Starts (50m/100m/200m Freistil, 50m/100m Brust) zeigte er deutliche Verbesserungen und setzte somit seine guten Trainingsleistungen im Wettkampf um. Philipps Schwester Hannah war in Berlin fünfmal am Start.  Sie konnte vor allem über 50m Rücken , 50m Brust und 100m Freistil überzeugen .

Viktor Schubert hat schon mehrfach an der IDM teilgenommen. Dieses Mal war es sein letzter Start in Berlin als Jugendlicher. Im nächsten Jahr wird Viktor bereits zu den Erwachsenen zählen und eine idm-Teilnahme durch schnellere Qualifikationszeiten ungleich schwieriger für ihn. Die Bilanz des frischgebackenen Lehrling, der im Sommer die Schule sehr erfolgreich abschloss, ist dieses Mal zweigeteilt: Nachdem es am Freitag über 100m Freistil und 50m Rücken noch nicht ganz rund lief, erwischte Viktor am Samstag einen super Tag mit zwei neuen Bestmarken über 50m Freistil und 50m Brust.

Allen Sportlern gratulieren wir herzlich zu den gezeigten Leistungen und wünschen alles Gute für einen weiteren erfolgreichen Saisonverlauf!

Danken möchten wir an dieser Stelle auch allen Müttern und Vätern der Erfolge, denn möglich wurden diese Leistungen durch ihren engagierten Einsatz beim Training zuhause, im Trainingslager und am Wettkampfort: Kathrin Gollnisch und Max Gelhaar als Betreuer sowie Eric Werner, Detlev Rüprich und Geert Jährig als Trainer.

EW/GJ

IDM 2020 - LBRS-Teilnehmer

v.l.n.r.: Max Gelhaar, Viktor Schubert, Hannah Gollnisch, Yannick Eckart, Philipp Gollnisch, Eric Werner (Bild: K. Gollnisch)

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